Dana Polz
FRAGIL
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Artikelnummer: ISBN 9783946112730
Kategorien: Bücher, Erzählungen, neues
Beschreibung
Obsession.
Verheißung.
Gestaltloses Mantra.
Carmen und Therese verbindet eine enge Freundschaft – möglicherweise mehr. Dann verschwindet Carmen.
Als Therese ihre Wohnung aufsucht, begegnet sie Paul, einem von unzähligen Liebhabern Carmens. Zwischen Therese und Paul entspannt sich eine mystische Verbindung, die unentwegt um die Frage kreist: Was ist mit Carmen geschehen?
Zusätzliche Informationen
Zusätzliche Informationen
Abmessungen | 9 × 12 cm |
---|---|
Auflage | |
Autor | Dana Polz |
Marke | Reihe K |
ISBN | 9783946112730 |
Veröffentlicht | 29. August 2021 |
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Theresa sucht Carmen. Trifft sie dabei auf ihr zweites Ich? Dana Polz führt uns aus der Sicht Theresas auf eine subtile Gratwanderung zwischen Traum und Wirklichkeit in flottem Tempo. Authentisch und mit frischen Metaphern, in einer streckenweise Stakkato ähnlichen Sprache dargeboten, erzeugt die Erzählung lebendige Bilder in den Köpfen der Lesenden. Dana Polz meistert das Kunststück, die Erzählung so zu gestalten, dass ihr offenes Ende die Geschichte zum Abschluss bringt. Eine tiefgründige und zugleich kurzweilige Erzählung.
Nicht verifizierter Kauf. Mehr Informationen
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Dana Polz meistert das Kunststück, die Erzählung so zu gestalten, dass ihr offenes Ende die Geschichte zum Abschluss bringt. Eine tiefgründige, doch kurzweilige Erzählung.
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Thomas Berger –
GROSSER WURF IN KLEINEM FORMAT
Die Erzählung fragil von Dana Polz
Die junge Schriftstellerin Dana Polz entführt die Leser in ihrer soeben erschienenen Erzählung fragil in ein geheimnisvolles Zwischenreich: in die Grauzone zwischen Nicht-Wissen und Wahrheit. Das ihrem Text vorangestellte Zitat aus dem Album Zenyatta Mondatta der englischen New-Wave-Band The Police deutet die beiden Pole mit den Begriffen meaningless und true an.
Dana Polz gliedert ihre Erzählung in elf Kapitel. Protagonisten sind Carmen, Therese und Paul. Schauplatz des Geschehens ist Frankfurt am Main.
Am Beginn der Geschichte dürfen wir uns noch auf sicherem Boden fühlen: Therese, „schweigsam, schwerfällig, ungelenk“ (8), und Carmen, redselig, „schlank, sinnlich“ (9), begegnen einander nach Jahren des gemeinsamen Schulbesuchs. Sie sind Studentinnen. Die Schilderung erweist sich rasch als Erinnerung Thereses. Schon im zweiten Kapitel müssen sich die Leser auf Irritationen einstellen. Im Gedächtnis Thereses taucht ein namenloser Mann auf mit „Augen, wie Einschusswunden“ (16). „Sie hatte weggesehen und hingesehen und wiederum weggesehen.“ (17). Ist Therese eine Träumerin, wie Carmen behauptet hatte, von der es nun fragend heißt: „Wo bist du, Carmen? Wann kommst du wieder?“ (18) Damit klingt das Zentralmotiv der Erzählung an: das Verschwinden der jungen Frau.
Die von der Verfasserin intendierte Verunsicherung schreitet voran. Therese besitzt einen Schlüssel zu Carmens Wohnung, die sie aufsucht. Vor dem Haus trifft sie Paul, der erklärt, vergeblich geklingelt zu haben. Therese: „Vielleicht ist sie da und öffnet nicht.“ Paul: „Sie öffnet immer.“ So erfahren wir, dass auch Paul Carmen kennt. Dann wird der kurze Dialog beinahe kafkaesk: „Das kann man nicht wissen“, antwortet Therese. Paul: „Wenn sie da wäre, hätte sie geöffnet.“ Therese: „Auch das kann man nicht wissen.“ (27)
Dana Polz verwendet eine bemerkenswert detailgenaue und ansprechend bildreiche Sprache. Zwei Beispiele. Therese beobachtet Carmen, wie deren „schlanke Finger Arbeit verrichten“: „Zarte, bleiche Spinnenbeine hielten ein mitgenommen aussehendes Päckchen voll Tabak – Mango-Vanille −, griffen hinein, nachdem ein dünner Streifen Papier sorgfältig mit Speichel bestrichen worden war. Gleichmäßig verteilten sie den Tabak, rollten den Streifen zusammen. Dieser fand Halt, kurz darauf, zwischen Carmens Lippen.“ (11/12) Und über Paul heißt es: „Seine Augen, die nicht grün und nicht braun sein wollten, erinnerten an geschossene Wildleiber, deren fragile Gliedmaßen sich, verrenkt und blutig, an feuchtes, dunkles Moos schmiegten.“ (29)
Auf den titelgebenden Begriff fragil treffen wir bei der Lektüre insgesamt viermal. Neben der eben genannten Stelle bei einer weiteren Beschreibung Pauls, dessen „Körper“ als „feingliedrig und ungelenk“ und mit den Merkmalen „Fragilität und Unbeholfenheit“ (44) charakterisiert wird. Daneben äußerte Carmen einmal, erinnert sich Therese, sie, Therese, sei „ein fragiles Mädchen“ (65) – eine Kennzeichnung, die später im Blick auf sie erneut auftaucht (93). Zweimal die gleiche Bezeichnung für Therese, zweimal für Paul. Wer die ungemein präzise Arbeitsweise der Autorin kennt, wird dieses Gleichgewicht nicht für Zufall halten, entwickelt sich doch allmählich eine enge Beziehung zwischen beiden, körperlich − sie und er bislang an die sexuell agile Carmen gekettet − und, wie gegen Ende des Textes zu lesen ist, „spirituell“ (130).
Im Mittelpunkt der Gespräche der beiden steht immer wieder die Frage, wo Carmen sei. „Vielleicht ist was passiert.“ (30) Sie inspizieren Carmens Schlafzimmer, das beide kennen: „Zerwühlte Kissen. Kerzen, heruntergebrannt. Nagellack […] Laszive Bilder an den pflaumenfarbenen Wänden. Reizwäsche, im Raum verteilt, Kleider aus Samt und teure Seidenblusen.“ (33) Das Wohnzimmer ist ebenfalls „vertraut“ (34). Sie setzen sich auf das Sofa. Eine Reminiszenz an Samuel Becketts Warten auf Godot: „Warten wir […] Auf was? […] Auf den Tod.“ (35) „Auf das Aussetzen der Zeit.“ (36)
Wie ein roter Faden durchziehen einander widersprechende Mutmaßungen die Erzählung: Carmen „kommt nicht wieder“ (49, 104, ganz ähnlich 61, 71) – „sie wird wiederkommen“ (103, 104). Dana Polz fordert ihre Leser, macht es ihnen, dankenswerterweise, nicht leicht. Die vielfach eingestreuten Erinnerungen Thereses an ihre Freundin lassen Carmens Existenz realistisch erscheinen. Aber waren diese Erinnerungen vielleicht lediglich „ein Konstrukt ihrer Phantasie“? (43). Und wer ist eigentlich Therese, was bewegt sie? Sie habe, erzählt uns die Verfasserin, “immer nur eine Verbindung gesucht“ (73, 89), „Intensität“ (117), „Verschmelzung“ (103), „Liebe“ (47). Doch dazu sei Carmen nicht fähig gewesen, sie habe „viel Leid verursacht“, sei „eine Sadistin. Ein Sukkubus“ (61). In ihrem fortschreitenden Erkenntnisprozess bekennt Therese: „Ich habe dich nie geliebt. Nie geliebt. Nie. Carmen.“ (124) Mit Paul jedoch erreicht Therese schließlich, „verbunden“ (114) zu sein.
Sie und er „teilen ein Geheimnis“ (134), von einem „Verbrechen“ (121) ist die Rede, von „Schuld“ (122). „Du hast Carmen ermordet“ (135), stellt Therese fest. Es gehört zu den Vorzügen des Textes, dass er den Lesern keine Erklärungen, keine Auflösung bietet. Das „Mysterium“ Welt, bemerkt Therese erleichtert, hat Carmen „verschluckt“ (128). „Geheimnisse sind gefährlich, Therese“, sagt Paul. „Eine blühende Phantasie ist es ebenso.“ „Ich weiß“, antwortet Therese. „Deshalb verberge ich sie an einem Ort, an dem sie keiner finden kann.“ (135) Paul, der sie versteht und durch den sie „zur Ursprünglichkeit“ (130) zurückfand, stellt die rhetorische Frage: „Am Ort, an dem die Träume schlafen?“ – eine Formulierung, die Therese zuvor verwendet hatte (90).
Glücklich die Leser, die das Abgründige lieben und Imaginationsfähigkeit besitzen! Glücklich die Leser, die nach der Lektüre der Erzählung in den Schluss-Satz einzustimmen vermögen: „Die beiden lachten leise.“ (135)!
Mit fragil, erschienen in der kleinformatigen Reihe K des Frankfurter Verlags edition federleicht, ist Dana Polz ein großer Wurf gelungen.
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