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Kunst und Künstlichkeit.
Die Stadt der Liebe.
In den Händen der jungen Reichen und Berauschten.
Nach Paris wird Felicia geschickt, um dort zu studieren. Durch eine Verwechslung gerät sie in die falsche Gastfamilie, die sie fatalerweise für Florence, die Zwillingsschwester der Adoptivtochter hält. Unter falscher Identität begibt sich Felicia in die elitären Kreise wohlstandsverwahrloster Schauspieler und Künstler und kommt auf überraschend tiefgreifende Weise mit deren fremden Gedankenwelt in Berührung.
Bohème avanciert in doppeltem Sinne zur literarischen Reise. Eine Reise wie ein rauschhafter Traum, aus dem man nicht so schnell erwachen möchte.
Autor | Jonas Zauels |
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Verleger | edition federleicht |
ISBN | 9783946112587 |
Seiten | 272 |
Veröffentlicht | 14. Juli 2020 |
Auflage | |
Cover | Titelbild Cover: Katharina Freitag |
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Susanne Konrad –
Die zwanzigjährige Felicia wird nach Paris geschickt, um dort zu studieren. Durch eine – selbstgewählte? – Verwechslung gerät sie in die falsche Gastfamilie, die sie fatalerweise für Florence, die Zwillingsschwester der Adoptivtochter, hält.
Als der Schwindel auffliegt, verlässt Felicia die Gastfamilie, hat fortan keinen Wohnsitz mehr und surft nun auf den Wellen eines dekadenten, haltlosen Lebens, vor dem sie keine Angst zeigt.
Auf dem wackeligen Untergrund der freiwilligen Wurzellosigkeit vollzieht sich Felicias persönliche Entwicklung.
Ein schillerndes Buch, das die grenzenlose Freiheit einer Jugend zeigt, deren Einsamkeit genauso grenzenlos ist. Verlassene Räume wie ein stillgelegtes Kino werden zum Schauplatz der gewollten Heimatlosigkeit.
Ein mutiger junger Autor, der für seinen Roman ein weibliches Ich gewählt hat. Dies zeugt von literarischer Distanz bei gleichzeitiger Nähe zur Thematik.
Buchstabenträumerin –
Eine unerwartete Verwechslung und schon hat Felicia eine neue Identität, sie kann sich ganz neu erfinden! Eine einmalige Chance, die man ergreifen sollte, findet sie. So beginnt „BOHÈME“ von Jonas Zauels, der mich bereits mit seinem Debütroman „Alle Farben der Nacht“ begeisterte. Aus Felicia wird also Florence, ein Mädchen, das ihre Tage mit reichen, von sich selbst und dem Alkohol berauschten Künstlern verbringt, die tagtäglich ein künstliches Ich erschaffen, das sich über das fade „normale“ Ich erhebt, das glänzt und scheint. Ein großartiges Leben! Doch ist das letztendlich alles nur ein Trugschluss? In seinem zweiten Roman macht Zauels vieles anders als in seinem ersten Werk, die Geschichte ist humorvoller und etwas schwereloser. Was jedoch bleibt, ist der intensive Blick auf die Figuren, ihre Gedanken und Empfindungen sowie ihre Entwicklung.
Unter „Bohème“ versteht man laut Helmut Kreuzer (aus dem Jahr 1968) eine „gegenbürgerliche Subkultur künstlerisch-intellektuellen Lebens“. In diese Welt wird Felicia hineingestoßen, als sie nach einer Verwechslung am Flughafen bei der falschen Gastfamilie landet. Eine elitäre Familie, bei der sie ein riesiges Zimmer bewohnt, ein eigenes Badezimmer hat und eine „Schwester“, die sie genau in die gesellschaftlichen Kreise entführt, die in ihren Augen besonders reizvoll sind. Eine Welt der Künstler, deren Hauptbeschäftigung es ist, sich selbst in Szene zu setzen, Wein und Champagner zu trinken und fortwährend Partys zu feiern.
„BOHÈME“ liest sich tatsächlich wie ein Rausch, kaum eine Seite, auf der die Figuren nicht entweder Alkohol trinken oder sich gerade vom Alkohol trinken erholen. Die Atmosphäre des Romans ist durchtränkt von dem damit einhergehenden Gefühl der Losgelöstheit, dem Gefühl, alles sei möglich und nichts wirklich echt. Da ist die Schauspielerin, die jede brennende Enttäuschung über eine abgelehnte Rolle mit Wein löscht und tief im Herzen um ihre zerbrochene Familie trauert. Da ist der Schauspieler, der sich selbst tagtäglich inszeniert und letztendlich ausbricht, um seine Ziele im Leben zu erreichen. Da ist Laetitia, die vermeintliche Schwester von Felicia, die sich im Licht der Künstler sonnen will und niemals aufzuschließen vermag. Da ist Arthur, der fortgelaufen ist und nun zurückkehrt, nur um seine Freunde mit ganz anderen Augen zu sehen und deren Leben in Frage zu stellen. Und da ist Felicia, die versucht, in diesem fröhlichen-verzweifelten Chaos ihren Weg zu finden.
Was mich sehr ansprach, war der Wunsch der Hauptfigur, neu anzufangen und damit einhergehend sämtliche Selbstzweifel und Unsicherheiten abzulegen. Es ist reizvoll, in einer fremden Stadt jemand anders sein zu können. In ihrer Zeit in Paris macht Felicia eine spannende Entwicklung durch. Lässt sie sich anfangs noch treiben und versucht selbst als Künstlerin ein Teil der Szene zu werden, kommen schlussendlich Zweifel. Wie authentisch sind die Menschen um sie herum? Leben sie ihr Leben oder jagen sie nur einem nicht greifbaren Traum hinterher? Möchte sie so ein Leben wirklich oder sehnt sie sich nach etwas ganz anderem?
Besonders gut gefiel mir auch, dass Jonas Zauels keine romantische Auflösung gewählt hat. Das wäre für meinen Geschmack auch zu einfach gewesen und würde die Botschaft des Romans verwässern. So hat Felicia auf einer ganz eigenen Entdeckungsreise zu sich selbst, inmitten von Künstlichkeit, erkannt, dass es nichts Erstrebenswerteres gibt, als man selbst zu sein. Jonas Zauels erzählt diese Geschichte mit wundervoll dezentem Humor und einem feinen Gespür für glaubwürdige und spannende Figuren, denen man sich unglaublich nah fühlt.
„BOHÈME“ von Jonas Zauels erlaubt einen Blick in die künstlerisch-intellektuelle Subkultur von Paris. Künstler feiern sich und ihre Kreativität, Trauer und Enttäuschung ertränken sie in Alkohol. Der Autor geht in diesem Roman der Frage nach, ob man sich selbst neu erfinden kann oder ob man nicht am Ende am glücklichsten ist, wenn man niemand anders ist, außer man selbst. Sehr lesenswert!
Susanne Konrad –
Spannender Roman über die Wurzellosigkeit hochsensibler, junger Erwachsener im Kunst- und Alkoholrausch in Paris. Wo führt für Felicia der schlingernde Weg wohl hin?